Wilde Pflanzenverwandte (CWR) sind wilde Pflanzentaxa, die einer Kulturpflanze genetisch nahe stehen. Als wertvolle Quelle genetischer Variabilität und von Merkmalen für die Verbesserung von Kulturpflanzen haben CWR einen hohen sozioökonomischen Wert und werden zu den wichtigsten pflanzengenetischen Ressourcen gezählt. Man schätzt, dass seit 1945 etwa 30 % der Ertragsverbesserungen bei Nutzpflanzen auf die Verwendung von CWR in der Züchtung zurückzuführen sind, was einem Wert von etwa 100 Milliarden US-Dollar weltweit entspricht. Alarmierend ist, dass ihre inter- und intraspezifische Vielfalt sowie die Vielfalt ihrer Lebensräume von einem unwiederbringlichen Verlust bedroht sind.
Die Erhaltung von CWR in ihrem natürlichen Lebensraum (d. h. In-situ-Erhaltung) innerhalb von Schutzgebieten scheint die wirksamste Schutzstrategie für diese wildlebenden Taxa zu sein. Dieser Ansatz ermöglicht es den Populationen, sich weiterzuentwickeln und sich an die sich ändernden Klima- und Umweltbedingungen anzupassen, was angesichts des derzeitigen Klimawandels besonders wichtig ist.
In einer früheren Studie hat die UNIPG ihr Interesse auf den Schutz der CWR-Vielfalt in Italien gerichtet. Die Analyse der Verteilung der Taxa und der verschiedenen pedoklimatischen Bedingungen sowie die Anwendung des Komplementaritätsansatzes führten zur Identifizierung der am besten geeigneten Gebiete für die Einrichtung von Genreserven zum aktiven Schutz mehrerer CWR-Taxa der Schlüsselgattungen Allium, Brassica und Triticum (Abbildung 1).
Im Rahmen des PRO-WILD-Projekts wird die Forschung auf das gesamte europäische Gebiet und die zu den Schlüsselgattungen gehörenden CWR-Taxa ausgeweitet, darunter Aegilops, Beta, Brassica und Triticum. In Anbetracht der Tatsache, dass Europa reich an Vielfalt ist, werden solche Informationen dringend benötigt, um die CWR-Vielfalt in der gesamten Region aktiv zu schützen und ihre Nutzung in der Pflanzenzüchtung zu erleichtern, damit die derzeitigen globalen Herausforderungen im Lebensmittelbereich erfolgreich bewältigt werden können. Dies ist auch in Anbetracht des weltweiten Wertes vieler Nutzpflanzen, die mit den Wildtaxa, die Gegenstand dieser Untersuchung sind, verwandt sind, wie z. B. verschiedene Weizenarten, Rüben, Kohl, Raps und Zwiebeln, von Bedeutung.
Kontakt
Dr. Lorenzo Raggi
Universität von Perugia UNIPG
Borgo XX Giugno, 74. 06121 Perugia, Italien
lorenzo.raggi(at)unipg.it